etwas komische Gedanken

Alltägliches, Nachdenkliches und völlig Absurdes.

Merkur


Es ist hell hier. Die Sonne steht am morgentlichen Himmel und füllt ihn doch schon dominant aus. Meine Füße stehen auf felsigem Boden. Karg ist gar kein Ausdruck. Hier wächst nichts. Kein Wunder. Ich befinde mich auch nicht mehr auf der Erde. Meine erste Station auf meiner Reise hinaus in die Galaxie ist unser sonnennächster Planet. Ich fühle mich unwohl. So groß sollte die Sonne nicht aussehen. Aber gut. Hier könnte ich Bleigießen spielen, ohne eine Flamme bemühen zu müssen.

Der Horizont ist sehr nah. Merkur ist ja auch nur grob 4880 km im Durchmesser groß. Außerdem gibt es fast keine größeren Erhebungen dort. Ich drehe mich einmal im Kreis und sehe mehrere kleine und ein paar größere Einschlagkrater von Meteoren. Es liegt ein bisschen Staub herum, aber es ist nicht wie Sand oder Erde wie auf der Erde. Hier gibt es keine Luft und damit auch keine Erosion. Das wenige klein gemahlene Gestein ist bei den Einschlägen entstanden. Da es aus dem gleichen Material wie der Rest des Sonnensystems und unsere Erde entstanden ist, ist es dennoch chemisch sehr ähnlich zu dem, was in meinem Garten liegt.

Fasziniert blicke ich wieder zur Sonne. Hier hat es etwas über 400 °C und keine Luft um mich abzukühlen. Und da sind mir schon 30 °C an einem Sommertag zu warm. Gut das ich nicht wirklich hier bin, sondern nur auf gedanklicher Durchreise. Also wandere ich einfach ein wenig herum und lasse die Gegend auf mich wirken. Alle Kanten sind sehr schroff. Auch die Schatten sind klar umrissen und nicht so diffus wie auf der Erde, da hier ohne Luft keine Streuung oder Brechung gibt. Nichts wirkt verwittert und doch fühlt sich alles uralt an. Ich knie mich hin und nehme eine Hand voll Geröll auf. Die Steine haben eine raue Oberfläche. Die Steine in meiner Hand sind wie die Umgebung grau. Einem Impuls folgend werfe ich so fest ich kann, einen etwa faustgroßen Stein. Zum einen verspüre ich einen kräftigen Ruck und zum anderen fliegt der Stein viel weiter als auf der Erde. Hier wirkt eine nur etwa ein Drittel so große Schwerkraft auch mich, wie auf der Erde. Also wiege ich hier auch gefühlt nur ein Drittel. Merkur – Der Diätplanet.

Nachdem ich eine Weile durch diese Gesteinswüste gewandert bin setze ich mich auf einen Gesteinsbrocken in der Landschaft. Plötzlich beschleunigt sich die Zeit und ich kann ein faszinierendes Schauspiel beobachten.

Die Sonne wandert deutlich sichtbar über den Himmel. Bald schon steht sie im Zenit und senkt sich dem Horizont entgegen. Auf einmal verharrt das halb hinter dem Horizont versunkene Gestirn und wandert wieder Richtung Zenit. Ändert wieder die Richtung und versinkt nach einer kurzen Weile endgültig unter dem Horizont. Nach einer Weile geht die Sonne wieder auf. Doch bevor sich der Ablauf wiederholt, kehrt die Zeit in ihre normale Geschwindigkeit zurück. Der eben beobachtete Effekt entsteht dadurch, dass sich Merkur in knapp 88 Tagen um die Sonne bewegt, sich dabei aber in rund 59 Tagen einmal um sich selbst. So kommt es, dass es nur alle zwei Sonnenumläufe einen Sonnenaufgang gibt. Schön, dass ich das auch einmal zu sehen bekommen habe. Auch wenn der ganze Spaß grob 176 Erdentage gedauert hat. Das war es wert.

Jetzt will ich aber weiter.


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