Es ist ein schöner Tag. Es ist freundlich warm und ich liege in der Sonne. Ich nehme ein Sonnenbad. Wörtlich. Ich bin gerade in der Sonne. So nah am Kern hat es entspannte 15 Millionen Grad. Die Einheit ist egal.
Draußen im Universum ist es kalt, da kann ich mir schon mal ein bisschen Wärme gönnen. Wer weiß, wann ich wieder dazu komme.
Die Sonne ist wie eine riesige Zwiebel. Sie hat jede menge Schichten. Ok, eine extrem heiße Zwiebel aus Gas und mit vielen turbulenten Strömungen und einem Magnetfeld.
Von außen bin ich durch die Schichten nach unten zum Kern gesunken. Die Sonne ist gigantisch. Als ich noch oben in der Sonnenkorona war, konnte ich noch ganz vernünftig sehen. Ab und zu zog eine etwas dichtere Gasschwade als Sonnenwind an mir vorbei. Auch die ein oder andere Protuberanz hat sich aus der brodelnden Oberfläche gelöst. Nicht alles davon fällt wieder auf die Sonne zurück. Jede Sekunde verliert die Sonne dadurch viele, viele Tonnen Material. Das ist dann einfach weg. Wird die Erde von diesem heißen Gas getroffen bilden sich mit etwas Glück wunderschöne Polarlichter. Meint es die Sonne besonders gut mit uns und die Erde wird von einer besonders großen Menge an Material getroffen, bekommen wir bis nach Europa runter diese Leuchterscheinungen zu sehen. Es kann aber auch zuviel des Guten kommen, dann wird die Elektronik weltweit gebraten. Kein Radio, kein Fernsehen und ganz schlimm: Kein Internet und keine Smartphones mehr.
Naja, irgendwann war ich durch die Korona durch. Jetzt wurde die Suppe schon zäher. Oben war die Gasdichte noch recht gering. Nun tauche ich durch die Photosphäre. Mit nur 6000K ist es hier noch vergleichsweise kühl.
Vielleicht habt ihr beim Kauf von LED-Lampen schon einmal die Bezeichnung “Warmweis” oder “Kaltweis” gelesen. Daneben steht dann meistens ein Wert “sonstnochwas Kelvin”. Um so höher der Wert um so weiser/bläulicher ist die Lampe. Auf der Packung unserer Sonne steht also der Wert “6000 Kelvin – Sonnenweis”. Die Temperatur der Sonnenoberfläche lässt sich grob als Wert für die Farbtemperatur hernehmen.
Nachdem ich durch die Photosphäre durch war bin ich in einem Whirlpool gelandet. Unter der Sonnenoberfläche gibt es gigantische Strömungssysteme in denen unglaubliche Mengen an Material jede Sekunde umgewälzt werden. Durch den großen Temperaturunterschied zwischen Kern und Oberfläche kommt es zu sogenannter Konvektion. Also das Aufsteigen von heißem Material aus dem dichten Kern zur kühleren, weniger dichten Oberfläche. Dort angekommen, verflüchtigt sich die Hitze in den Weltraum und das ausgekühlte Material sinkt zurück in den Kern. Durch diese Bewegung aus überhitztem Gas entstehen die extrem starken Magnetfelder der Sonne.
Ab einer gewissen Temperatur können Atome ihre Elektronen nicht mehr halten. Wasserstoff z.B. besteht aus einem elektrisch positiv geladenen Proton und dementsprechend hat es ein negativ geladenes Elektron. Damit ist es nach außen hin elektrisch neutral. Durch die viele Bewegungsenergie, nichts anderes ist Temperatur, geht das Elektron flöten. Dadurch bleibt der positive Atomkern übrig. Der flitzt jetzt mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit in der Sonne hoch und wieder runter. Und bewegte elektrische Ladungen erzeugen ein Magnetfeld.
Mit diesem Zeug bin ich also mit abgesunken. Zum Großteil besteht die Sonne aus Wasserstoff. Dazu ein bisschen Helium und ein paar schwerere Elemente. Im laufe der Jahrmilliarden wird der Anteil an Helium immer weiter steigen. Kernfusion sei dank. Damit kommen wir …
… Zum Kern der Sache Sonne. Zum Kern mit der Kernfusion. Genau dort bin ich gerade und lasse mich entspannt aufwärmen. Hier unten herrscht ein gigantischer Druck. Und gigantische Temperaturen. Wie ich in einem anderen Blogbeitrag schon einmal beschrieben habe, ist Temperatur ein Maß für die Bewegungsenergie von Teilchen. Im Kern der Sonne haben die Atomkerne so viel Energie, dass wenn einmal zwei Kerne ineinander krachen, die einfach aneinander kleben bleiben. Wenn zum Beispiel zwei Wasserstoffatome miteinander verschmelzen entsteht Helium. Bei der Verschmelzung wird wieder Energie frei. Das meiste davon in Form von Strahlung verschiedenster Art. Ein Teil dieser Strahlung ist das Licht, das wir sehen. Andere Teile sind Radiostrahlung oder, nicht zu verwechseln, radioaktive Strahlung.
So treibe ich also in dieser Brodelnden Suppe vor mich hin und tanke Energie. Mir wird wärmer und wärmer. Und ich werde schneller und schneller. Irgendwann bin ich dann so schnell, dass ich mich nicht mehr Im Sonnenkern halten kann. In wenigen Sekunden bin ich durch die verschiedenen Schichten nach oben gerauscht und eine kleine Protuberanz hinter mir herziehend entschwinde ich in den dunklen und kalten Weltraum.