etwas komische Gedanken

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Katastrophenfilme und andere Realitäten


In einer gigantischen Eruption schleudert die Caldera im Yellowstone Nationalpark in den USA eine riesige Aschewolke in die Luft. Lava und riesige Felsbrocken fliegen hoch und weit durch die Luft. In einem Flugzeug versuchen die Heldinnen und Helden im letzten Moment noch mit ihrem Flugzeug zu entkommen. Gerade so in der Luft, werden sie von der bedrohlich wabernden Aschewolke eingeholt und verschluckt. Bange Sekunden vergehen, dann schießt das Flugzeug daraus hervor. Alle atmen erleichtert auf.

Das ist eine Szene aus dem Film 2012 von Roland Emmerich. Er hat wohl eine Vorliebe dafür Katastrophenfilme zu drehen.

Der Film beginnt damit, hier verrate ich nicht zuviel, denn das wird in den ersten fünf Minuten erklärt, dass die Sonne (aus GründenTM) auf einmal viel mehr Neutrinos ausstößt und diese zu allem Überfluss dann auch nur im Erdkern mutieren 🤯. Schaut nicht mich so an, dass steht so im Drehbuch.

In anderen Filmen reißt der nordatlantische Strom ab und die Erde schlittert in eine neue Eiszeit (The Day after Tomorrow), es kommen Außerirdische in gigantischen Raumschiffen und zerstören eine Großstadt nach der anderen (Independence Day), dann kommen die gleichen Außerirdischen in einem noch größeren Raumschiff wieder und wollen den Erdkern stehlen (Independence Day 2). Der Erdkern hört auf sich zu drehen und das Erdmagnetfeld kollabiert (The Core), entlang des San Andreasgrabens kommt es zu gigantischen Erdbeben (San Andreas). Definitiv nicht vergessen werden darf: Ein gigantischer Asteroid rast auf die Erde zu und kann nur gestoppt werden indem er angebohrt und dann von innen gesprengt wird (Armageddon). Die Liste der Katastrophenfilme ließe sich noch eine ganze Weile fortsetzen.

Diese Filme unterhalten mal mehr oder weniger gut. Ein wesentlicher Bestandteil der Handlung in diesen Werken ist oft, dass innerhalb relativ kurzer Zeit Millionen oder gar Milliarden Menschen sterben. Um das Geschehen nahbarer zu machen, geht es um das Schicksal einer kleinen Gruppe von Menschen, die als Sympathieträger durch den Film führen. Wir leiden mit diesen Figuren oft mit und nehmen das Sterben der Anderen als dramaturgisches Element, um zu zeigen, dass die Situation ernst ist, hin. Oft geht es um das Überleben der gesamten Menschheit. Die Zivilisation ist im Umbruch und in einer positiven Vision sind die Nationen der Welt vereint.

Dabei ist eine weitere Sache ganz wichtig: Der Zeitraum der Handlung ist überschaubar. Den längste Vorlauf zur eigentlichen Katastrophe der mir in einem Film über den Weg gelaufen ist, sind vier Jahre (2009 – 2012 im Film, tataa, 2012). Die entscheidende Handlung läuft dann aber immer innerhalb weniger Stunden oder Tage ab. Das sind Zeiträume die wir uns vorstellen und erfassen können. Wird es länger, tun wir uns schwer dem zu folgen, verlieren oft das Interesse und empfinden den Film als nicht mehr so dicht erzählt. Das merken wir in der Realität.

Kommen wir also zu eben jener.

Es kommt zur Flut im Ahrtal im Juli 2021. Menschen sterben, viele verlieren ihre Häuser.

In der Türkei kommt es im Februar 2023 zu einem der stärksten Erdbeben der jüngeren Geschichte mit zehntausenden Toten.

Weltweit kommt es im Frühjahr und Sommer 2023 zu verheerenden Waldbränden mit viel zu vielen Toten.

Auch hier lässt sich die Liste beliebig fortsetzen. Es kommt zu einer Katastrophe. Die Berichtserstattung hält uns für einige Wochen auf dem Laufenden, wir sympathisieren mit den Opfern, spenden Lebensmittel, Kleidung und Geld. Hilfsorganisationen bitten um Spenden, um ihre Hilfsaktionen vor Ort zu finanzieren. In der akuten Phase sind wir hilfsbereit.

Doch mit der Zeit schwindet unsere Aufmerksamkeit für das Ereignis, oder wird von der nächsten Katastrophe beansprucht. Das ist völlig normal und niemand braucht deswegen ein schlechtes Gewissen zu haben. Naja, vielleicht ein kleines bisschen. Es passiert aber auch so viel gleichzeitig, wir können unsere Aufmerksamkeit auch nicht auf alles richten. Und das ein oder andere Katzenmeme zwischendurch tut ja auch mal ganz gut, um bei den ganzen schlechten Nachrichten nicht schwermütig zu werden.

Bei all den „Kurzzeitkatastrophen“ übersehen wir leicht eine Kleinigkeit. Oder um einen Anglizismus zu bemühen, kommen wir zum Elefanten im Raum. Viele der wetterbedingten Ereignisse hängen direkt mit der Klimakatastrophe zusammen. Viele dieser oft als „Jahrhundertfluten/-stürme/-waldbrände/-…“ bezeichneten Ereignisse sind durch die steigenden globalen Temperaturen häufiger und stärker geworden. Der Klimawandel macht das wahrscheinlicher.

Seit wir mit der industriellen Revolution begannen, im großen Maßstab fossile Brennstoffe zu verfeuern, haben wir den Anteil an Treibhausgasen in der Atmosphere massiv erhöht und erhöhen ihn immer noch.

Wir haben mit dem Klimawandel aber noch ein Problem. Er ist langsam. Das Klima ist ein träges System. Was auch immer wir heute tun, wird erst in Jahren oder Jahrzehnten Auswirkungen haben. Im Guten wie im Schlechten. Wir sind nicht gewohnt, in solchen Zeiträumen zu denken. Das ist uns fremd. Es ist anstrengend. Wir sind müde diese Dauerwarnungen zu hören. Vielleicht klingt das jetzt wie eine Sammlung an Ausreden. Soll es aber gar nicht sein.

Nein, wir müssen uns damit auseinandersetzen und handeln. Nicht nur heute und morgen. Nein auch in einem oder zehn Jahren. Das ist das große Problem mit dem Klimawandel. Er geschieht allmählich. Da kommt nicht der große Knall, uns geht es mal ein Jahr nicht ganz so gut aber dann haben wir es hinter uns und alles ist gut. Wir müssen unser Verhalten, unsere Lebensweise massiv, global, dauerhaft und schnell ändern. Mit jedem Jahr „weiter so“ wird es immer schlimmer. Wir laufen Gefahr immer mehr Kipppunkte (Ereignisse die nicht mehr rückgängig gemacht werden können, z.B. Abschmelzen von Gletschern, aufgetauter Permafrost, abgeschmolzene Polkappen) zu erreichen.

Um so heißer es wird, um so größere Regionen der Erde werden durch extreme Hitze und Dürre unbewohnbar. Das führt zu gigantischen Migrationsströmen in gemäßigter Klimazonen. Auch bei uns in Europa werden die Sommer immer unerträglicher. Es breiten sich auch bei uns Dürre und Wasserknappheit aus. Wenn wir wie 2023 in Deutschland mal einen regenreichen Sommer haben, sollten wir uns freuen und nicht darüber maulen, weil es an ein paar Tagen nicht ganz so warm ist. Solche Sommer werden in Zukunft eher die statistischen Ausreißer sein. Normal werden vertrocknete Rasenflächen, Mittagsstunden in geschlossenen Räumen, weil es draußen zu heiß ist, und im Extremfall sogar Wasserrationierung sein.

Keine schönen Aussichten. Die Eindämmung des Klimawandels ist anstrengend, verlangt uns viel ab und braucht langanhaltende Anstrengungen. Aber es lohnt sich. Vielleicht wird im Angesicht dieser Katastrophe die positive Vision aus den Filmen wahr, vielleicht beginnt die Menschheit endlich gemeinsam an einem Strang zu ziehen.

Es geht schließlich um nicht weniger als das Überleben der Menschheit.

So, nach all den düsteren Gedanken schraube ich mir jetzt erst mal zur Ablenkung einen Katastrophenfilm rein.

Zum Schluss noch eine unsortierte Liste mit Katastrophenfilmen die ich kenne bzw. gesehen habe:

  • Dantes Peak
  • Vulcano
  • Independence Day
  • Independence Day – Die Wiederkehr
  • Twister
  • Deep Impact
  • Armageddon
  • The Core
  • Moonfall
  • 2012
  • The Day after Tomorrow
  • San Andreas
  • The Knowing (ist aber eher Mystery, oder?)
  • Otto, der Katastrophenfilm

Wenn ihr weitere Filme kennt, lasst mir doch einen Kommentar da. Bin schon gespannt.


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