Es ist ruhig um mich. Ich schwebe einfach so vor mich hin. Von innerem Frieden erfüllt. Um mich herum ist nichts. Ok, fast nichts. Aber das ist kein Grund mich nicht einfach mal so trieben zu lassen. Ruhe und Frieden.
Oh, hallo lesende Entität, da bist du ja wieder. Ich war in Gedanken. Aber das kann in so einer Leere schon einmal passieren.
Eigentlich wollte ich mir mal so einen stellaren Nebel aus der Nähe anschauen. So einen Nebel, der auf den Bildern von Hubble und Co. immer so farbenprächtig und bildgewaltig ausschaut. Also habe ich mich da einfach mal in den Adlernebel reingezappt und …
… nichts. Keine tollen Farben und keine beeindruckenden Formen. Einfach nur nichts. Ab und zu mal ein verirrtes Atom oder Molekül, aber das war es dann auch schon.
Der Weltraum ist leer. Abgesehen von ein paar kleinen Zusammenklumpungen, Sterne, Planeten und so Gerümpel, ist nicht wirklich viel drinnen. Und jetzt schwebe ich an einem Ort, der von der Erde aus betrachtet wunderschön aussieht.
Tatsächlich funktioniert das auch nur mit ausreichend größer Entfernung, dass wir kosmische Nebel sehen können. Die Teilchenzahl pro Kubikmeter ist dort nämlich um ein vielfaches geringer, als im besten super-duper Hochvakuum, das wir auf der Erde in unseren fortschrittlichsten Laboren herstellen können.
Dafür ist es dort sehr heiß. Die Atome haben hier eine große Bewegungsenergie. Die einzelnen Teilchen haben Temperaturen bis zu ein paar tausend Kelvin. Diese Energie wird abgestrahlt. Und zwar als Radiostrahlung, Infrarotstrahlung, ein bisschen sichtbares Licht und als UV-, Röntgen und Gammastrahlung.
Jetzt sind diese Wolken eigentlich sehr leer, aber auch sehr groß, so dass in dem Raumbereich der Wolke viel Gas vorhanden ist. Auch wenn Gas nicht viel wiegt, hat es bei ausreichend großer Menge doch ein ganz schönes Gewicht. Zum Vergleich: Ein Kubikmeter normale irdische Luft auf Meereshöhe bei 20°C wiegt grob 1,28kg.
So eine interstellare Gaswolke ist zwar nicht besonders dicht, wiegt aber insgesamt mehr als die gesamte Luft auf der Erde. Viel mehr. Deshalb fallen diese auch unter ihrem eigenen Gewischt in sich zusammen. Dabei heizen sie sich auf. Der innere Strahlungsdruck steigt und erwärmt die Wolke. Dadurch wird das in sich zusammenfallen ein kleines bisschen abgebremst, aber nicht aufgehalten. Das passiert auch auch nicht gleichmäßig durch die Wolke verteilt, sondern an unterschiedlichen Orten unterschiedlich stark. Es entstehen Zonen mir unterschiedlichen Dichten.
In Zonen mit größerer Dichte, also da wo die Wolke schwerere ist, verklumpt sich das Gas immer stärker und stärker. Dabei wird es noch viel heißer, als es schon ist. Aber aufgrund der großen Masse die sich dort versammelt hat, rückt das Gas um einen Punkt immer weiter zu einer Kugel zusammen. Es entsteht ein neuer Stern. Jipee. Zuerst ist es ein Protostern. Also ein Vorläufer. Der ist schon ordentlich warm, aber es stürzt immer noch Gas von außen auf die Kugel. Irgendwann ist dann genug Masse beisammen, dass im inneren des Protosterns die ersten Atome zusammenstoßen und miteinander verschmelzen. Die Kernfusion setzt ein. Damit wird aus dem Protostern ein richtiger Stern. Durch die Kernfusion entsteht Strahlung. Diese drückt nach Außen und wirkt der Schwerkraft, die das Gas immer noch weiter zusammendrücken will entgegen. Es entsteht ein Gleichgewicht.
Durch die Strahlung wird langsam aber sicher das von außen einstürzende Gas weggepustet. Es entsteht ein freier Raum um den Stern. Aber das Gas ist ja nicht sofort weg, sondern bleibt vielleicht noch lange genug um den ein oder anderen Planeten bilden zu können.
Solche Prozesse finden andauern überall im Universum statt. Aus wunderschönen Gaswolken werden wunderschöne Sterne und Planeten. Vielleicht sogar Planeten mit Leben darauf, dass in der Lage ist, diese Schönheit zu bewundern.
Mit diesen Gedanken zappe ich mich ein paar tausend Lichtjahre vom Adlernebel weg, so dass ich ihn wieder in seiner ganzen Pracht genießen kann.